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Das Pflanzenforum Süd-West ist der maßgebende Großhandel für die grüne Branche im Süden Deutschlands - direkt an der Autobahn zwischen Stuttgart und Bodensee. Diese Seiten sind nur für den Fachhandel bestimmt. Wenn Sie als Endkunde Pflanzen kaufen möchten, so erhalten Sie hier die Adresse von einem Fachgeschäft in Ihrer Nähe.
Es war am 28. Juni 2006. Ein sommerlich heißer Tag. Als sich kurz vor 20 Uhr der Himmel verdunkelte und rabenschwarze Wolken Unheil verkündeten. Und Unheil brachten.
Genau 10 Jahre später denkt die Familie Schlenker in einer kleinen Gedenkveranstaltung zurück. Ein Rückblick auf einen dunklen Tag, der Helles hervorbrachte.
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Im Blumengroßmarkt Pflanzenforum Süd-West waren die letzten Kunden gerade noch dabei, ihre Einkäufe zu verstauen, als sie plötzlich durch laute Schläge aufgeschreckt wurden. Tennisballgroße Hagelkörner durchschlugen mit enormer Wucht die Doppelstegplatten. Die ersten Glasscheiben zerbarsten. Die Zeitabstände zwischen den Einschlägen wurden kürzer und kürzer bis schließlich unter ohrenbetäubendem Lärm nicht nur die Glasflächen des Pflanzenforum Süd-West, sondern auch alles, was sich darunter befand, Stück für Stück durchlöchert und zerstört wurde.
Zwei Wochen zuvor - am 15.06.2006 - waren 15.000m2 Topfpflanzen-Produktionsfläche unter Glas neu eingeweiht worden. Modernste Technik, neue Energie- und Verdunkelungsschirme, revolutionäre Robotertechnik und Rollmobiltische.
Unter der Wucht der Hagelkörner zerbersten nicht nur die Scheiben der Gewächshäuser, auch sämtliche Pflanzen werden durchlöchert und auch die darunter befindlichen Tischwannen bekommen Risse und Löcher.
Am Morgen danach sind viele Hagelkörner immer noch handtellergroß. Die größten gemessenen Exemplare im Pflanzenforum Süd-West haben einen Durchmesser von 12cm. Die Hagelklumpen haben eine derartige Wucht, dass sie nach dem Aufprall auf Asphalt- und Pflasterflächen nochmals hochspringen und selbst dann noch genug Durschlagkraft haben, um auch zahlreiche Seitenfenster von Autos zu zerstören.
Noch in der Nacht treffen Feuerwehr und THW ein, um sich einen Eindruck über das Ausmaß der Zerstörung zu verschaffen. Erst nach und nach wird klar, dass auch in Villingen-Schwenningen und Trossingen eine Schneise der Zerstörung geschlagen wurde. Unzählige Dächer und Fahrzeuge sind zerstört und die Ernte der Felder dazwischen für das Jahr 2006 hinfällig.
Das Pflanzenforum Süd-West scheint direkt im Zentrum des Hagelunwetters gelegen zu haben.
Dem eintreffenden Fernsehteam berichtet Simeon Schlenker, dass es 'wie nach einem Bombenangriff' ausgesehen habe. Bilder aus dem Pflanzenforum Süd-West gehen den ganzen Tag um die Welt und auch die Tagesschau wählt als Symbol für das katastrophale Unwetter ein Bild aus dem Pflanzengroßmarkt.
Manche der nichtsahnenden Kunden, die am Tag danach einkaufen wollen, haben Tränen in den Augen, als sie sehen, was vom Pflanzenforum Süd-West noch übriggeblieben ist. Und auch die bald eintreffenden Versicherungsexperten stehen fassungslos da. "So etwas habe ich in meiner ganzen Karriere noch nie gesehen - und ich habe schon viele Hagelschäden gesehen", fasst ein Experte seine Eindrücke zusammen.
Insgesamt 150 Menschen wurden während dieses Unwetters durch Hagel oder herabfallende Gegenstände in Baden-Württemberg verletzt - im Pflanzenforum Süd-West kam glücklicherweise niemand zu Schaden. Auch die teilweise schwierigen und gerade durch nachträglich herabfallende Glasscheiben behinderten Aufräumarbeiten verliefen ohne größere Verletzungen.
Die Nachricht vom Unwetter verbreitet sich rasend schnell. Aus ganz Europa erkundigen sich Kunden und Bekannte, wie es den Leuten in Deißlingen ginge. Und plötzlich waren sie da: Helfer aus einem Umkreis von über 50km. Manche Gärtnerei schickte ihre Azubis oder gar ein komplettes Team mit Radlader. Einige Firmenchefs ließen ihr Tagesgeschäft ruhen und griffen in unseren Gewächshäusern zu Schaufel und Besen. Ein nahegelegenes Restaurant sorgte unentgeltlich für die Verköstigung der stetig wachsenden Helferschar.
Nach all dem erlebten Schrecken, dem Entsetzen und der durchgestandenen Angst machte sich nun ein Gefühl der Zusammengehörigkeit breit. Und die Frage "Warum musste es gerade uns treffen" rückte immer mehr in den Hintergrund angesichts der enormen Welle der tatkräfgiten Hilfsbereitschaft.
Dank der vielen Helfer konnte schon zwei Wochen nach der Katastrophe eine Übergangsfläche für den Verkauf geöffnet werden. Und Mitte August erstrahlte das Pflanzenforum Süd-West wieder in neuem, altem Glanz. Mit einer Wiedereröffnungs-Veranstaltung feierten die Schnittblumen-, Topfpflanzen- und Floristenbedarfs-Großhändler den Abschluss der Renovierungs- und Reparaturarbeiten.
Am 28.06.2016 blickt eine kleine Gruppe von Menschen zurück. Sie haben sich im Pflanzenforum Süd-West versammelt und lauschen den Klängen eines klassischen Musikstückes. Ein paar Mitarbeiter, einige Kunden. Es war das persönliche Anliegen von Ernst Schlenker, der damals den Topfpflanzen-Großhandel Schlenker Qualitätspflanzen führte, an diesem 'Jubiläumstag' zurückzudenken.
Die versammelten Menschen wollen sich erinnern. Und dann ergreift Ernst Schlenker das Wort und stellt Fragen.
Was haben wir gelernt aus der Katastrophe? Wie haben wir uns verändert? Was ist geblieben von diesem dunklen Tag vor 10 Jahren?
Es klingt seltsam - aber bei Ernst Schlenker ist es Dankbarkeit. Dankbarkeit für Bewahrung. Es hätte so viel passieren können. Dankbarkeit für überwältigende Hilfsbereitschaft. Und Dankbarkeit für Menschen, die bis heute dem Pflanzenforum Süd-West treu sind. Für Beziehungen, die gewachsen sind und vertieft wurden. Und dafür, dass wir daran erinnert wurden, dass es wichtigere Dinge im Leben als geschäftlichen Erfolg gibt. Weil der mit einem Unwetter plötzlich vorbei sein kann.
Wenngleich von den versammelten Anwesenden keiner traurig darüber ist, dass das Erfolgsmodell 'Pflanzenforum Süd-West' durch das Unwetter im Juni 2006 nicht vernichtet wurde sondern bis heute ein solches ist.
Als Erinnerung und gibt Ernst Schlenker den Geschäftsführern von Schlenker Qualitätspflanzen und Schlenker Pflanzenkulturen noch einen Spruch mit auf den Weg, den er bei einer seiner Wandertouren an einem Haus entdeckt hat. Handschriftlich hat er ihn festgehalten und gibt ihn zum Abschluss seinem Sohn Simeon Schlenker und seinem Schwiegersohn Matthieu Duclaux in die Hand:
Ein Haus wo Frieden wohnt,
wo Geist und Hand sich regen,
da blüht das Erdenglück
da blühet Gottes Segen.